Dünen und Meer auf Gran Canaria

Die Namensgeberin der kanarischen Inseln, Gran Canaria, zu besuchen, stand ehrlich gesagt gar nicht an erster Stelle auf meiner Prioritätenliste. „Schuld daran“ war – wie dieses Jahr so oft – das Coronavirus. Die Insel Teneriffa, die ich mit meiner fast 20-jährigen Tochter entdecken wollte, wurde auf Warnstufe 4 erhöht und daher haben wir uns nach vier Tagen entschlossen, unsere Rucksäcke zu packen und nach Gran Canaria zu „flüchten“. Völlig problemlos, wie sich herausstellte. Ob mit Fähre oder per Flugzeug – es ist wirklich ein Leichtes innerhalb der acht kanarischen Inseln zu reisen.

Das entzückende Puerto de Mogán im Süden der drittgrößten kanarischen Insel war unser Favorit für unsere Basisstation und eine sehr gute Wahl, wie sich bald herausstellte. Das Fischerdorf, das sowohl vom Massentourismus als auch von seinen vielen schrecklichen Bausünden noch weitgehend verschont geblieben ist, hat einen ganz besonderen Charme. Hier trifft man Einheimische, die sich am Dorfplatz zu traditionellen Kartenspielen wie Tute oder Mus treffen oder ein Schwätzchen abhalten. Die verwinkelten Gassen und der geschützte Hausstrand sowie exzellente, einfache Lokale direkt am Hafen machen einen Aufenthalt perfekt.

Nach einigen Tagen Erholung und knusprig gebräunt machten wir uns mit einem Mietwagen auf, die wilden Schönheiten der Insel zu erkunden. Abwechslungsreich und vielseitig lassen sich unsere Eindrücke zusammenfassen: Da wäre die Metropolregion Las Palmas zu erwähnen, die vor allem durch riesige Wohnblöcke, Industrie und Verbauungen negativ auffällt. Abgesehen vom alten, kleinen Barrio Vegueta, der historischen Altstadt, mit verwinkelten Gässchen, interessanten Museen und der Catedral de Santa Ana, einer überschaubaren Einkaufsstraße und dem drei Kilometer langen Stadtstrand im Norden berührte uns die Inselhauptstadt nur bedingt. Vielmehr beeindruckten uns die aufwendig renovierten kleineren Städte und Dörfer der Insel.

In San Bartolomé de Tirajana finden sich schöne Steinhäuser, eine bemerkenswerte Kirche und spektakuläre Aussichtspunkte. Im Pilgerort Teror, der Heimat der Schutzheiligen von Gran Canaria ist es ein absolutes Muss den Wochenmarkt am Sonntag zu besuchen und sich mit regionalen Köstlichkeiten einzudecken. Santa María de Guía ist eine verschlafene, stimmungsvolle Kleinstadt, beinahe zusammengewachsen mit Gáldar. Dieser Stadt einen Besuch abzustatten, lohnt allein schon aufgrund der weltberühmten Höhlenmalereien, die interessant in Szene gesetzt sind. Aber auch die geschäftige und anmutige Altstadt mit imposanter Kirche hat uns sehr gut gefallen.

Abgesehen von den vielen Wegen, die wir in den Kleinstädten staunend zurückgelegt haben, begeistert Gran Canaria durch alles, was nicht von Menschenhand gemacht wurde: unzählige Höhlen (zum Beispiel in den riesigen Felsen der Fortaleza de Ansite mit einem sehr gelungenen Museum), gewaltigen Schluchten (Barranco de Guayadeque), zerklüftete Landschaften (überall zu finden), Krater und Felsen (das Wahrzeichen ist der Roque Nublo, ein 80 Meter hoher Monolith), Strände und natürlich die Dünen von Maspalomas. Diese zu besichtigen, zu durchwandern, an deren Ausläufern zu spazieren und zu baden ist ein Erlebnis der besonderen Art. Am Foto sieht man vielleicht, wie sehr wir das Wüstenfeeling genießen. Nach 16 Tagen war jeder Stein auf Gran Canaria umgedreht und es war Zeit für uns, zu einem neuen Abenteuer aufzubrechen: Lanzarote!