In Prag ist alles möglich. So auch ein Treffen von Franz Kafka und John Lennon. Ich wandelte bei meinem diesjährigen Besuch in der Goldenen Stadt auf den Spuren dieser berühmten Männer.
Freilich trifft man in der Geburtsstadt von Franz Kafka an vielen Ecken auf den genialen Schriftsteller – besonders heuer, jährt sich im Juni sein 100. Todestag. Vom Geburtshaus bis zu seiner Grabstätte, vom jüdischen Viertel Josefov über das Kafka Museum, am monumentalen Kafka-Kopf von David Cerny vorbei bis in die alten Kaffeehäuser. Eine spannende Reise auf den Spuren des Literaten, der in einem Sanatorium in Klosterneuburg bei Wien verstorben ist. Knapp 40 Jahre wurde er – ebenso wie John Lennon, legendärer Mitbegründer der Beatles.
Auch wenn John Lennon fast 60 Jahre später als Kafka im Jahre 1940 in Liverpool zur Welt kommt, ist er für Prag ein Symbol für Widerstand, Freiheit und Frieden. Für die tschechische Jugend zur Zeit des Kommunismus in der einstigen Tschechoslowakei war Lennon ein Held. Nach seiner Ermordung 1980 malte jemand eines Nachts sein Portrait auf eine Mauer in der Prager Innenstadt, nahe der historischen Karlsbrücke und hielt Zitate aus seinen Songs darauf fest. „Give Peace a Chance“ war unter anderem dort zu lesen, ganz zum Entsetzen des Regimes, das die Mauer sofort überstreichen ließ.
Dieselbe Wand war es, die junge Tschechinnen und Tschechen 1988 benutzen, um ihre Beschwerden gegen die Regierung zu formulieren – ein Zusammenstoß von hunderten Studentinnen und Studenten mit den Sicherheitspolizisten auf der Karlsbrücke war die Folge. Wieder wurde die Mauer weiß übermalt. Ohne nachhaltigen Erfolg. Bis heute ist die Mauer nicht nur ein Denkmal für John Lennon, sondern ein Mahnmal der freien Meinungsäußerung und der friedlichen Rebellion.
Übrigens ein Treffen von Kafka und Lennon in Prag wäre nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich nicht möglich gewesen. John Lennon hielt sich nie in Prag auf.