Mit ein bisschen Aufregung im Gepäck brachen wir in aller Früh von Dubrovnik nach Albanien auf. Gespannt welch‘ Neuland uns erwarten würde, reisten wir durch Montenegro an die albanische Grenze. Viele Kilometer lagen vor uns, denn wir wollten – wie immer – weit in den Süden. Nach wenigen Kilometern auf albanischen Straßen war uns klar, dass wir mit unserem kleinen VW Polo zur absoluten untersten Schicht aller KFZ-Besitzer*innen zählten. In Albanien fährt MANN (!) Mercedes. Egal wie alt, wie verrostet, wie klapprig der fahrbare Untersatz auch ist, Hauptsache auf dem Auto glitzert der Stern mit der albanischen Sonne um die Wette.
Wir ließen uns aber weder von den Straßenverhältnissen, der Nichtbeachtung der Verkehrsschilder durch die vielen Autofahrer, noch von willkürlichen Polizeikontrollen auf der Autobahn (nennt sich so, fährt sich aber nicht so) oder von sinnlos angebrachten und hohen Temposchwellen irritieren. Nein, wir schwitzen nur Blut und Wasser, was Toilettenpausen unnötig machte – auch praktisch.
Erschöpft erreichten wir abends die albanische Riviera, die sich vom Llogara-Pass bis Saranda erstreckt. Die sogenannte Nationalstraße schlängelt sich der Küste entlang und ist, ob der vielen albanischen Feriengäste heillos verstopft. Es bleibt viel Zeit, die atemberaubende Landschaft (die unzähligen Bauruinen gilt es auszublenden) und das türkisfarbene Meer zu genießen. In Himara ist unsere Fahrt fürs Erste beendet. Verfallene und unbenutzte Häuser prägen das alte Dorf, das oberhalb des Badeorts liegt. Irgendwo dazwischen finden wir ein einfaches Quartier, das sich als absoluter Glücksgriff erweist. Zu später Stunde wird für uns gekocht, was durch Stromausfälle erschwert wird, und dennoch fantastisch schmeckt.
Gestärkt machen wir tags darauf die Gegend unsicher. Eine Wanderung steht an, die uns durch Gestrüpp unter anderem auch an eine wunderschöne Bucht führt. Die Abkühlung im Meer hält sich in Grenzen, denn die Wassertemperatur entspricht gefühlt der meiner Badewanne. Langsam wird uns klar, dass die Hitze und Sonne unsere ständigen Begleiterinnen im Balkan werden.
Ausklingen lassen wir unsere ersten Tage in Albanien in Ksamil, südlich von Saranda. Sowohl Ort als auch Bucht liegen wunderschön, wären da nicht die vielen Urlauber*innen, der viele Müll, die vielen Bauruinen. Doch die vielen freundlichen Menschen machen Ksamil zu einem fröhlichen Dorf. Mit unserem Hausherrn älteren Semesters verkosten wir Selbstgebrannten, beim Café-Besitzer ums Eck tauschen wir Geld um, mit dem Sonnenschirmvermieter politisieren wir zuerst mit Händen und Füßen und schließlich – wenn es ganz brisant wird – auf Albanisch und trinken wieder selbstgebrannten Raki (albanische Bezeichnung für Grappa).
Pflichtbesuch ist selbstverständlich die archäologische Ausgrabungsstätte Butrint. Die Ruinenstadt vereint das Erbe hellenistischer, byzantinischer, venezianischer und osmanischer Kultur und ist als einer der Höhepunkte auf unserer Balkanreise zu werten. Das UNESCO- Weltkulturerbe liegt auf einer kleinen Halbinsel, im Schatten von Eukalyptusbäumen, was eine Besichtigung auch im August möglich macht. Neben Tempel, Theater, Toren und Türmen, die zum Staunen einladen, sei die für albanische Verhältnisse sehr gute Ausschilderung der einzelnen Themengebiete erwähnt.
Griechenland sollte unser nächstes Etappenziel werden, davon demnächst mehr…