St. Pölten, die Finnen und die Nöstlinger im Nebel

Schlagwörter:

Auch wenn Niederösterreich flächenmäßig das größte Bundesland von Österreich ist, so steht seine Landeshauptstadt St. Pölten meist im Schatten Wiens. Absolut zu Unrecht, wie ein Wochenendbesuch in der beinahe 56.000 Einwohner*innen zählenden Stadt beweist. Zugegeben – das Wetter Mitte November zeigte sich von seiner ungemütlichen Seite (Nebel abwechselnd mit oder ohne Nieselregen), aber davon abgesehen, ist St. Pölten eine Reise wert. 

Kultur und Genuss standen vorrangig auf dem Programm. Wie ließe sich der Städtetrip besser einläuten als mit einem kulturellen Zuckerl? Gesagt, gebucht! Die Kultur- und Kleinkunstszene kann sich in St. Pölten wirklich sehen lassen und macht den Besucher*innen die Entscheidung gar nicht so leicht. Unsere Wahl fiel schließlich auf die „Bühne im Hof“, wo die finnische Mundharmonika-Band „SVÄNG“ (ja, so etwas gibt es) zu Gast war. Es war eine sehr gute Wahl, denn diese vier Musiker aus dem hohen Norden begeisterten uns mit virtuosen Klängen und machten uns gleichzeitig Lust darauf, in einer der Bars im Zentrum den Freitagabend ausklingen zu lassen.

In unserer Reisegruppe dominierte der weibliche Anteil, daher „mussten“ ganz einfach die entzückenden, kleinen Läden der Innenstadt erobert und Kaffeehäuser entdeckt werden. Auf der Romantikstraße ging es am Nachmittag nach Krems, da exakt an diesem Tag die Ausstellung „Christine Nöstlinger und ihre Buchstabenfabrik“ im dortigen Karikatur Museum eröffnet wurde. Auf den Spuren der „feuerroten Friederike“, Christine Nöstlingers Erstlingswerk, staunten wir über das facettenreiche Museum, das nicht nur eine Hommage an Manfred Deix darstellt, sondern auch einen witzigen und spannenden Einblick in die Werke österreichischer Karikaturisten bietet. Der Abstecher in die Altstadt, die man durch das Wahrzeichen der Stadt das „Steiner Tor“ betritt, empfing uns an diesem 13. November im besonderen Glanz. Das LICHTFEST Krems, das punktuell Lichtkunst in den öffentlichen Raum stellt, feierte diesen November seine erfolgreiche Premiere.

Dem Nebel zum Trotz galt es am Sonntag einen ausgiebigen Spaziergang zu machen, ehe ein weiteres Kulturhighlight unser Wochenende ausklingen ließ. St. Pölten liegt an der Traisen, ein Nebenfluss der Donau, an der sich wunderschön entlang wandern lässt. Großartige Uferwege, Schwäne am Wasser und nicht zuletzt das beeindruckende Landtagsschiff sowie der Klangturm sorgen für Abwechslung. Durch das Landhausviertel flanierend erreichten wir wieder die Innenstadt, die wir nun mit einer Stadtführerin ganz genau kennenlernen wollten. Die bezaubernde Altstadt der ältesten Stadt Österreichs ist ein kulturelles Schmuckkästchen: Das Rathaus samt seinem wunderschönen Vorplatz und der „Multifunktionssäule“ (Originalton der Fremdenführerin), Klöster, der Dom und Kirchen, barocke Häuser, charmante Plätze, eine ehemalige Synagoge, enge Gassen und Marienstatuen begegneten uns, während wir den passenden Geschichten unseres Guides lauschten. Durchgefroren, aber voller neuer Eindrücke starteten wir danach Richtung Westen, wohlwissend, dass wir St. Pölten sicherlich wieder einen Besuch abstatten werden.